Author: Dvizheniya
Genre: Romantic, Comedy, Drama
Genre: Romantic, Comedy, Drama
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Kapitel 27
Am nächsten Tag wurde Julia am späten Vormittag wach. Beim Öffnen der Augen schenkte das strahlende Sonnenlicht was in ihr Schlafzimmer schien, der jungen Frau unangenehme Kopfschmerzen. Kaum verspürte sie einen stechenden Schmerz im Kopf, rollte sie sich stöhnend zur Seite um dem grellen Licht auszuweichen. Dabei fühlte sich ihr Körper so schwer an, als wäre sie einen Marathon durch ganz Moskau gelaufen.
Das abscheuliche Unwohlsein ließ Julia daran erinnern, wieviel Champagner sie am vorigen Abend getrunken hatte. Unmittelbar nach der kurzen Vorstellung ihrer freizügigen und frechen Art am gestrigen Abend auf Kirkorovs Geburtstagsfeier, bereute sie nicht nur ihren derzeitigen körperlichen Zustand. Sie erinnerte sich kurzzeitig an Dimas angespannten Gesichtsausdruck als er etwas missgestimmt das Restaurant verließ.
Julia hatte ein unwohles Gefühl bei der Vorstellung wie sie im Rausch mit einer taktlosen und aufdringlichen Art in der Öffentlichkeit ihre wahren Gefühl im gegenüber preisgab.
Gerade weil Dima nach seiner letzten öffentlichen Beziehung vorsichtiger geworden war, befürchtete sie das der starke Alkoholeinfluß offensichtlich große Konsequenzen mit sich zog.
Ihr Blick wanderte vom Bett hin bis zum Nachttisch. Dort befand sich ihre Handtasche welche sie am vorigen Abend bei sich trug. Dabei musste sie an Katja denken, welche sich glücklicherweise Mitten in der Nacht fürsorglich um sie gekümmert hatte. Die Brünette konnte sich nur noch wage an die letzten Stunden des Abends erinnern. Aber auch hier war ihr klar, dass das Verhalten im Delirium gegenüber ihrer Konzertmanagerin nahezu inakzeptabel war. Julia robbte mit aufgestützten Ellbogen ihren Oberkörper zur anderen Seite des Betts. Nur schleppend bewegte sie sich nach vorne um nicht noch mehr Kopfschmerzen auszulösen. Mit ausgestrecktem Arm berührte sie ihre Handtasche nur mit den Fingerspitzen, was zu Folge hatte das diese im gleichen Moment zu Boden fiel. Ein kurzes Aufstöhnen ertönte. Dabei stieß sie verärgert ihre Stirn gegen die Matraze was die junge Frau umgehend wieder bereute.
Mit letzten Kräften zog sie schließlich die Handtasche vom Boden und suchte blind nach ihrem iPhone. Dabei stellte sie fest das sie bislang keine neuen Mitteilungen erhalten hatte.
Nachdem Absenden einer recht neutralen Nachricht an Dima rollte sich Julia zurück auf den Rücken und starrte an die Decke. Auch wenn sie wußte das eine Entschuldigung unumgänglich war hoffte sie inbrünstig darauf, dass Dimas Laune sich verbessert hatte und er ihr jegliche Taktlosigkeit des vorigen Abends verzeihen würde.
Je länger Julia jedoch auf eine Antwort wartete, umso schläfriger wurde sie. Ihr Körper war völlig kraftlos und nur die kleinste Erinnerung an den sündhaften Champagner ließ Julias Magen Karussel fahren. Immer wieder schlief sie für einen kurzen Moment ein. Eine Intuition an Dimas distanziertes Verhalten riß sie jedoch regelrecht wieder aus dem Dämmerschlaf.
Ein Klingeln an der Tür ließ ihr Herz in Sekunden höher schlagen. Ohne lange Nachzudenken war sich Julia sicher, dass der unerwartete Gast Dima sein musste. Während sie aus dem Bett stieg, kämpfte Julia gegen ihr Unwohlsein und den unaufhaltsamen Schwindel.
Aus dem Kleiderschrank nahm sie ihren weißen Bademantel und zog sich diesen über.
Das hörbar ungeduldige Klopfen an der Haustüre zwang die Sängerin sich zu beeilen.
Beim Öffnen der Tür blickte sie nicht in die erhofften braunen Augen von Dima.
Die letzte Kraft, welche sie gerade aufgebraucht hatte, schien in Sekunden zu verschwinden und das Missbehagen kehrte rasch zurück.
"Vlad?", fragte sie leise und war völlig perplex über die Tatsache das ihr Ex Freund sie besuchte.
Vladim musterte augenblicklich die zierliche Frau und spürte gleich das Julia nicht in der besten Verfassung war.
"Was machst du hier?", fragte sie. Der leicht abwertenden Tonfall signalisierte das Julia weniger über diesen Besuch erfreut war.
Sie hatte sich viel mehr gewünscht das Dima nun hier sein würde. Doch ihr Ex Freund war lange genug mit ihr zusammen um mit den schwankenden Launen umgehen zu können.
"Wir hatten heute abgemacht, dass ich mit den Kindern zum Gorky Park gehen werde."
Flüsternd wiederholte sie den Namen des Parks und runzelte verblüfft die Stirn. Julia scheiterte an dem Versuch sich an die Vereinbarung zu erinnern.
"Die Kinder sind gar nicht hier...", murmelte die junge Frau und nahm tief Luft als die Kopfschmerzen wieder stärker wurden.
Da ein leicht kühler Durchzug in die Wohnung wehte, bat sie Vladim erst einmal in die Wohnung zu kommen. Nachdem sie die Tür schloss und durch den Flur schlenderte fuhr Julia immer wieder mit einer Hand durch ihr Haar um dies etwas zu glätten. Dies erwies sich als problematisch, da noch immer der Haarlack des Vortags in den Locken klebte. In diesem Moment wollte sie sich gar nicht vorstellen wie furchtbar sie aussehen musste. Völlig entkräftet setzte sich Julia an den Küchentisch und stützte ihren Kopf in beide Hände.
"Da waren es wohl ein paar Gläser zu viel gestern Abend, hm?", spottete Vladim mit einem Schmunzeln.
Kaum sprach er diesen Satz aus, erwartete er ein scharfes Kontern. Doch seine Ex Freundin war offensichtlich so mitgenommen, dass sie nur mit einem leisen Knurren antwortete. Ein Zeichen das ihn erahnen ließ wie schlecht es ihr wirklich gehen musste.
Wie selbstverständlich nahm er sich zwei Tassen aus dem Schrank und kochte einen Tee.
"Es tut mir leid. Ich glaube ich habe die Tage miteinander vertauscht. Nächste Woche hättest du eigentlich kommen sollen. Ich weiß nicht wieso ich gesagt habe das du heute die Kinder sehen kannst", entschuldigte sich Julia inständig und schenkte Vladim einen bedauernden Blick.
Ihr Ex Freund hingegen schien den Fehler nicht ernst zu nehmen und gab ihr zu verstehen das der Besuch, aufgrund ihres unwohlen Zustands, dennoch eine guter Zeitpunkt des war. Julia musste mit einem Schmunzeln eingestehen, dass er wohl mit diesen Worten Recht hatte.
Beim Durchstöbern des Kühlschranks stellte Vladim fest, dass dort kaum Lebensmittel vorhanden waren, worauf er Julia sofort aufmerksam machte. Es war ein unübliches Bild. In der Zeit als sie gemeinsam in dieser Wohnung lebten, war immer alles gut durchorganisiert und an einen leeren Kühlschrank war nicht zu denken. Vladim bekam das Gefühl das ihr Leben seit der Trennung völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Betroffene reagierte bei dem Thema allerdings lässig und erklärte ihm, dass es sich nicht lohnen würde Lebensmittel zu kaufen, da sie derzeit aus beruflichen Gründen kaum zu Hause sei.
Vladim nahm ihre Äußerung hin und stellte den fertigen Tee auf den Tisch. Julia bedankte sich mit einem Lächeln, zog das warme Getränk zu sich und rührte solange den Zucker bis er sich vollständig aufgelöst hatte.
Derweil hatte Vladim Kopfschmerztabletten im Hochschrank gesucht. Mit einem Glas Wasser überreichte er ihr die Medizin, welche Julia in murrender Stimme dankend annahm.
"Warum hast du dich gestern Abend überhaupt so abgeschossen?", fragte er neugierig als ebenfalls an den Tisch setzt.
Doch Julia zuckte nur mit den Schultern, versuchte dabei im gleichen Moment ihren Kopf so wenig wie möglich zu bewegen. Nachdem sie die Kopfschmerztablette mit einem großen Schluck Wasser genommen hatte, erzählte sie von dem gestrigen Abend.
"Zuerst war es ein Glas, dann zwei, dann schon drei. Es ging alles so schnell. Jeder wollte auf der Party mit dem anderen anstoßen. Irgendwann verliert man eben die Übersicht. Die Stimmung war gut und dann dauert es nicht mehr lange da hat man eben mehr getrunken als man verträgt", erklärte sie mit monotoner Stimmlage.
Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck musterte er die verkaterte Frau und schüttelte schließlich grinsend den Kopf. Nachdem bei jeder Bewegung das enge Kleid an ihrem Körper zwickte, stand Julia vorsichtig auf und äußerte mit murrender Tonlage das sie sich umziehen wird. Aufgrund des unwohlen Gefühl in der Bauchgegend war der Weg durch die Wohnung ein großer Kraftaufwand. Mit schleifendem Gang quälte sich die Brünette zum Schlafzimmer.
Kaumhatte sie sich auf das Bett gesetzt bemerkte sie, dass sie sich das Kleid gar nicht alleine ausziehen konnte. Am vorigen Tag hatte ihr Marina geholfen, den Reißverschluss am Rücken zu schließen.
"Vlaaaad!", schrie Julia, worauf ihre Stimme beinahe versagte.
Genervt schnaufte sie durch ihre Nase und wartete bis ihr Exfreund ins Schlafzimmer kam.
"Ich habe schon darauf gewartet..", lachte er. Sein Tonfall war beinahe schadenfroh.
Mit einer geschickten Handbewegung öffnete er das Kleid und wollte wieder zurück in die Küche gehen, als Julia seine Hand festhält und ihn bat bequeme Kleidung aus dem Schrank zu holen. Derweil zog sie das transparente Kleid völlig abgekämpft von der Schulter. Als Vladim jedoch zögerte, verollte sie ihre Augen.
"Jetzt schau' mich nicht so entgeistert an. Es ist nicht das erste Mal das du mich nackt siehst. Los, mach schon...", forderte die junge Frau streng mit einem genervten Stirnrunzeln.
Wortlos suchte er in ihrem Schrank nach passender Kleidung und entschied sich für einen grauen Jogginganzug. Sorgfältig legte er es auf das Bett und nahm das Kleid an sich, welches Julia zwischenzeitlich ausgezogen hatte.
"Willst du nicht erst einmal duschen gehen?", fragte Vladim. Schamhaft starrte er an die Wand als die Frau sich den Slip auszog.
"Nein...jetzt nicht..", murmelte Julia.
"Aber vielleicht geht es dir dann etwas besser?!"
"Nein!!", zischte sie gereizt zurück.
"Brauchst du eine neue Unterhose?"
"Nein. Ich trage heute keine. Das reicht mir. Ich gehe heute nicht mehr weg..."
Die schnippigen Antworten und das weniger damenhafte Aussehen, gewährte tiefen Eindruck wie schlecht Julia sich fühlen musste.
"Ich wasche mir jetzt die Haare..." knurrte die Sängerin als sie nur in der Jogginghose begleitet zum Badezimmer schlenderte.
Vladim nahm tief Luft, schluckte jedoch im gleichen Moment weitere Fragen hinunter um seine Exfreundin nicht völlig explodieren zu lassen. Auch wenn er den Sinn nicht verstand sich die Haare zu waschen und nicht gleich duschen zu gehen.
Mit Mühe wusch sich Julia ihre Haare am Waschbecken. Dabei kämpfte sie mit den unaufhaltsamen Kopfschmerzen. Während die Pflegespülung ihre Haare wieder geschmeidig machte, wusch die Sängerin ihr Gesicht und entfernte das restliche Make Up vom Vortag.
Das eigene Spiegelbild war für sie kaum ertragbar. Man konnte förmlich sehen das die letzte Nacht lang und aufregend war. Die Augenränder ließen sie altern. Die Tagescreme sollte ihre trockene Haut etwas beruhigen. Nachdem Ausspülen der Kur sah das lockige Haar ebenfalls fürchterlich aus. Sie wußte das nur mit viel Aufwand die unzähligen Locken gebändigt werden konnte. Aus diesem Grund entschied sie sich dafür das Haar mit dem Fön zu trocknen und am Ende mit dem Glätteisen zu glätten.
Kaum hatte sie die Küche betreten, wurde sie von den Neuigkeiten des Tages überrascht.
"Du hast ja gestern Abend mal wieder ordentlich für Schlagzeilen gesorgt", grinste Vladim und zeigte das Titelbild der russischen Tageszeitung, welcher er von Hause mitgebracht hatte.
Als hätte sie binnen Sekunden ihre verkaterte Stimmung vergessen, schreckte Julia entsetzt auf und riß Vladim die Zeitung aus der Hand um den Artikel selbst sehen zu können. Ein kurzer Blick auf das Foto, worauf sie mit Dima wild küssend zu sehen war, genügte um nachdem iPhone zu greifen und ihren Gesangspartner anzurufen.
"Die Zeitung ist von heute?", fragte Julia völlig kopflos.
Vladim runzelte die Stirn über diese Frage.
"Natürlich. Von gestern ist sie ja offensichtlich nicht. Bevor ich zu dir gekommen bin, habe ich mir die Zeitung beim Kiosk gekauft. Ursprünglich wollte ich sie ja im Park lesen, während sich die Kinder auf dem Spielplatz beschäftigen."
Sie legte die Zeitung zurück auf den Tisch und lief nervös auf und ab nachdem sie Dimas Nummer gewählt hatte. Die Mailbox ertönte und sie hinterließ Dima eine Nachricht, worauf sie um Rückruf oder eine Nachricht bat.
Vladim, der die Situation beobachtet hatte, war verwundert über die übereilte Reaktion und die anhaltende Verwirrtheit. Mit einem frustrierten Keuchen setzte sich Julia zurück an ihren Platz und trank den letzten Schluck des mittlerweile kalt gewordenen Tees. Ihre Befürchtungen hatte sich schneller und wesentlich schlimmer bestätigt als erwartet. Sie stütze ihren Kopf in die Hände und blickte immer wieder auf ihr iPhone. Auch Vladim der Grund für ihre Anspannung aufgrund des Zeitungsartikels interessierte, traute er sich zunächst nicht nachzufragen. Er blätterte desinteressiert durch die Tageszeitung. Unterdessen blickte er mehrfach zu seiner stummen Exfreundin.
Nachdem Vladim die letzte Seite der Zeitung überflogen hatte, nahm er tief Luft und schlug vor etwas eine Mahlzeit zu kochen.
"Ich habe keinen Hunger...", kam es trotzig von Julia. Dabei sah sie noch immer starr auf das iPhone.
"Du musst etwas Essen. Danach geht es dir auch besser. Außerdem solltest du dich danach schlafen legen", versuchte Vladim ihr beizupflichten.
"Ich kann nicht schlafen...", knurrte die Brünette eigensinnig weiter.
Vladim ignorierte die patzigen Antworten und began zu kochen. Derweil schnappte sich Julia das MacBook aus dem Schlafzimmer, setzte sich zurück in die Küche und durchstöberte bekannte russische Internetseiten. Zu ihrem Entsetzen musste die Sängerin feststellen, dass nicht nur über sie und Dima in der Tagezeitung die neusten Fotos veröffentlicht worde.
Je mehr Artikel sie finden konnte, umso größer wurde das schlechte Gewissen. Der sonst so in der Öffentlichkeit zurückhaltende Dima wurde sichtlich von ihr bloßgestellt.
Sie ignorierte seine Ängste, verletzte seine Gefühle und brach zu alle dem ein Versprechen. Es schien als ob der Alkohol dazu beigetragen hätte, all ihre inneren angestauten Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Die angetrunkene Hemmungslosigkeit wurde ihr nun zum Verhängnis. Es war verständlich das Dima nun Abstand gewinnen wollte und sich bisland nicht bei ihr gemeldet hatte. Bei der Vorstellung wie sauer er wohl sein könnte, stockte es Julia den Atem. Auch wenn sie schon eine Nachricht an ihrem Gesangspartner geschrieben hatte, nahm sie das iPhone und schickte ihm erneut eine Mitteilung.
"Dim, es tut mir unendlich leid was ich gestern Abend getan habe!! Mein Verhalten war absolut unpassend!! Bitte verzeihe mir!! Bitte!! Ich will mit dir darüber reden... ich fühle mich so schlecht!!! Melde dich bei mir!!.... "
Julia hoffte insgeheim das Dima sich sehr bald melden wird. Denn das ananhaltende Warten auf eine Nachricht war regelrecht eine Qual. Die Ungewissheit machte sie völlig nervös.
Vladim servierte die Pasta in einer duftenden Tomatensauce. Auch wenn Julia keinen Appetit hatte versuchte sie soviel wie nur möglich zu essen und die darauffolgende Müdigkeit zehrte an den letzten Kraftreserven. Vladim deckte den Tisch ab und schlug erneut vor das es besser wäre, wenn sie sich zurück ins Bett legt. Zum ersten Mal widersprach Julia nicht. Das Unwohlsein und die verkaterte Stimmung führten schließlich dazu, dass sie den Worten ihres Exfreundes folgte. Beim Austrinken des Wassers äußerte Vlad, dass er nun zurück nach Hause gehen wird. Julia stellte das Glas zurück auf den Tisch und griff eilig. nach seiner Hand.
"Vlad?"
Er sah in ihre hoffnungsvolle blaue Augen, antwortete nur mit einem neugierigen Blick. Die Brünette fragte inständig ob er bleiben könnte. Es war nahezu unmöglich ihrer flehenden Geste zu entweichen. Vladim wusste noch immer nicht, was genau auf der Kirkorovs Geburtstagfeier zwischen ihr und Dima geschehen ist. Doch er war sich bewußt das der Abend kein gutes Ende hatte. Mit seiner Exfreundin hingegen wieder ein Bett teilen, war selbst für den toleranten Mann ein Schritt zu viel. Nach kurzer Überlegung nickte er schließlich ein.
"Ich bleibe bei dir bis du eingeschlafen bist!", versprach Vladim.
Julia war erfreut über diesen Kompromis und bedankte mit erleichtender Stimme.
Kapitel 27
Am nächsten Tag wurde Julia am späten Vormittag wach. Beim Öffnen der Augen schenkte das strahlende Sonnenlicht was in ihr Schlafzimmer schien, der jungen Frau unangenehme Kopfschmerzen. Kaum verspürte sie einen stechenden Schmerz im Kopf, rollte sie sich stöhnend zur Seite um dem grellen Licht auszuweichen. Dabei fühlte sich ihr Körper so schwer an, als wäre sie einen Marathon durch ganz Moskau gelaufen.
Das abscheuliche Unwohlsein ließ Julia daran erinnern, wieviel Champagner sie am vorigen Abend getrunken hatte. Unmittelbar nach der kurzen Vorstellung ihrer freizügigen und frechen Art am gestrigen Abend auf Kirkorovs Geburtstagsfeier, bereute sie nicht nur ihren derzeitigen körperlichen Zustand. Sie erinnerte sich kurzzeitig an Dimas angespannten Gesichtsausdruck als er etwas missgestimmt das Restaurant verließ.
Julia hatte ein unwohles Gefühl bei der Vorstellung wie sie im Rausch mit einer taktlosen und aufdringlichen Art in der Öffentlichkeit ihre wahren Gefühl im gegenüber preisgab.
Gerade weil Dima nach seiner letzten öffentlichen Beziehung vorsichtiger geworden war, befürchtete sie das der starke Alkoholeinfluß offensichtlich große Konsequenzen mit sich zog.
Ihr Blick wanderte vom Bett hin bis zum Nachttisch. Dort befand sich ihre Handtasche welche sie am vorigen Abend bei sich trug. Dabei musste sie an Katja denken, welche sich glücklicherweise Mitten in der Nacht fürsorglich um sie gekümmert hatte. Die Brünette konnte sich nur noch wage an die letzten Stunden des Abends erinnern. Aber auch hier war ihr klar, dass das Verhalten im Delirium gegenüber ihrer Konzertmanagerin nahezu inakzeptabel war. Julia robbte mit aufgestützten Ellbogen ihren Oberkörper zur anderen Seite des Betts. Nur schleppend bewegte sie sich nach vorne um nicht noch mehr Kopfschmerzen auszulösen. Mit ausgestrecktem Arm berührte sie ihre Handtasche nur mit den Fingerspitzen, was zu Folge hatte das diese im gleichen Moment zu Boden fiel. Ein kurzes Aufstöhnen ertönte. Dabei stieß sie verärgert ihre Stirn gegen die Matraze was die junge Frau umgehend wieder bereute.
Mit letzten Kräften zog sie schließlich die Handtasche vom Boden und suchte blind nach ihrem iPhone. Dabei stellte sie fest das sie bislang keine neuen Mitteilungen erhalten hatte.
Nachdem Absenden einer recht neutralen Nachricht an Dima rollte sich Julia zurück auf den Rücken und starrte an die Decke. Auch wenn sie wußte das eine Entschuldigung unumgänglich war hoffte sie inbrünstig darauf, dass Dimas Laune sich verbessert hatte und er ihr jegliche Taktlosigkeit des vorigen Abends verzeihen würde.
Je länger Julia jedoch auf eine Antwort wartete, umso schläfriger wurde sie. Ihr Körper war völlig kraftlos und nur die kleinste Erinnerung an den sündhaften Champagner ließ Julias Magen Karussel fahren. Immer wieder schlief sie für einen kurzen Moment ein. Eine Intuition an Dimas distanziertes Verhalten riß sie jedoch regelrecht wieder aus dem Dämmerschlaf.
Ein Klingeln an der Tür ließ ihr Herz in Sekunden höher schlagen. Ohne lange Nachzudenken war sich Julia sicher, dass der unerwartete Gast Dima sein musste. Während sie aus dem Bett stieg, kämpfte Julia gegen ihr Unwohlsein und den unaufhaltsamen Schwindel.
Aus dem Kleiderschrank nahm sie ihren weißen Bademantel und zog sich diesen über.
Das hörbar ungeduldige Klopfen an der Haustüre zwang die Sängerin sich zu beeilen.
Beim Öffnen der Tür blickte sie nicht in die erhofften braunen Augen von Dima.
Die letzte Kraft, welche sie gerade aufgebraucht hatte, schien in Sekunden zu verschwinden und das Missbehagen kehrte rasch zurück.
"Vlad?", fragte sie leise und war völlig perplex über die Tatsache das ihr Ex Freund sie besuchte.
Vladim musterte augenblicklich die zierliche Frau und spürte gleich das Julia nicht in der besten Verfassung war.
"Was machst du hier?", fragte sie. Der leicht abwertenden Tonfall signalisierte das Julia weniger über diesen Besuch erfreut war.
Sie hatte sich viel mehr gewünscht das Dima nun hier sein würde. Doch ihr Ex Freund war lange genug mit ihr zusammen um mit den schwankenden Launen umgehen zu können.
"Wir hatten heute abgemacht, dass ich mit den Kindern zum Gorky Park gehen werde."
Flüsternd wiederholte sie den Namen des Parks und runzelte verblüfft die Stirn. Julia scheiterte an dem Versuch sich an die Vereinbarung zu erinnern.
"Die Kinder sind gar nicht hier...", murmelte die junge Frau und nahm tief Luft als die Kopfschmerzen wieder stärker wurden.
Da ein leicht kühler Durchzug in die Wohnung wehte, bat sie Vladim erst einmal in die Wohnung zu kommen. Nachdem sie die Tür schloss und durch den Flur schlenderte fuhr Julia immer wieder mit einer Hand durch ihr Haar um dies etwas zu glätten. Dies erwies sich als problematisch, da noch immer der Haarlack des Vortags in den Locken klebte. In diesem Moment wollte sie sich gar nicht vorstellen wie furchtbar sie aussehen musste. Völlig entkräftet setzte sich Julia an den Küchentisch und stützte ihren Kopf in beide Hände.
"Da waren es wohl ein paar Gläser zu viel gestern Abend, hm?", spottete Vladim mit einem Schmunzeln.
Kaum sprach er diesen Satz aus, erwartete er ein scharfes Kontern. Doch seine Ex Freundin war offensichtlich so mitgenommen, dass sie nur mit einem leisen Knurren antwortete. Ein Zeichen das ihn erahnen ließ wie schlecht es ihr wirklich gehen musste.
Wie selbstverständlich nahm er sich zwei Tassen aus dem Schrank und kochte einen Tee.
"Es tut mir leid. Ich glaube ich habe die Tage miteinander vertauscht. Nächste Woche hättest du eigentlich kommen sollen. Ich weiß nicht wieso ich gesagt habe das du heute die Kinder sehen kannst", entschuldigte sich Julia inständig und schenkte Vladim einen bedauernden Blick.
Ihr Ex Freund hingegen schien den Fehler nicht ernst zu nehmen und gab ihr zu verstehen das der Besuch, aufgrund ihres unwohlen Zustands, dennoch eine guter Zeitpunkt des war. Julia musste mit einem Schmunzeln eingestehen, dass er wohl mit diesen Worten Recht hatte.
Beim Durchstöbern des Kühlschranks stellte Vladim fest, dass dort kaum Lebensmittel vorhanden waren, worauf er Julia sofort aufmerksam machte. Es war ein unübliches Bild. In der Zeit als sie gemeinsam in dieser Wohnung lebten, war immer alles gut durchorganisiert und an einen leeren Kühlschrank war nicht zu denken. Vladim bekam das Gefühl das ihr Leben seit der Trennung völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Betroffene reagierte bei dem Thema allerdings lässig und erklärte ihm, dass es sich nicht lohnen würde Lebensmittel zu kaufen, da sie derzeit aus beruflichen Gründen kaum zu Hause sei.
Vladim nahm ihre Äußerung hin und stellte den fertigen Tee auf den Tisch. Julia bedankte sich mit einem Lächeln, zog das warme Getränk zu sich und rührte solange den Zucker bis er sich vollständig aufgelöst hatte.
Derweil hatte Vladim Kopfschmerztabletten im Hochschrank gesucht. Mit einem Glas Wasser überreichte er ihr die Medizin, welche Julia in murrender Stimme dankend annahm.
"Warum hast du dich gestern Abend überhaupt so abgeschossen?", fragte er neugierig als ebenfalls an den Tisch setzt.
Doch Julia zuckte nur mit den Schultern, versuchte dabei im gleichen Moment ihren Kopf so wenig wie möglich zu bewegen. Nachdem sie die Kopfschmerztablette mit einem großen Schluck Wasser genommen hatte, erzählte sie von dem gestrigen Abend.
"Zuerst war es ein Glas, dann zwei, dann schon drei. Es ging alles so schnell. Jeder wollte auf der Party mit dem anderen anstoßen. Irgendwann verliert man eben die Übersicht. Die Stimmung war gut und dann dauert es nicht mehr lange da hat man eben mehr getrunken als man verträgt", erklärte sie mit monotoner Stimmlage.
Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck musterte er die verkaterte Frau und schüttelte schließlich grinsend den Kopf. Nachdem bei jeder Bewegung das enge Kleid an ihrem Körper zwickte, stand Julia vorsichtig auf und äußerte mit murrender Tonlage das sie sich umziehen wird. Aufgrund des unwohlen Gefühl in der Bauchgegend war der Weg durch die Wohnung ein großer Kraftaufwand. Mit schleifendem Gang quälte sich die Brünette zum Schlafzimmer.
Kaumhatte sie sich auf das Bett gesetzt bemerkte sie, dass sie sich das Kleid gar nicht alleine ausziehen konnte. Am vorigen Tag hatte ihr Marina geholfen, den Reißverschluss am Rücken zu schließen.
"Vlaaaad!", schrie Julia, worauf ihre Stimme beinahe versagte.
Genervt schnaufte sie durch ihre Nase und wartete bis ihr Exfreund ins Schlafzimmer kam.
"Ich habe schon darauf gewartet..", lachte er. Sein Tonfall war beinahe schadenfroh.
Mit einer geschickten Handbewegung öffnete er das Kleid und wollte wieder zurück in die Küche gehen, als Julia seine Hand festhält und ihn bat bequeme Kleidung aus dem Schrank zu holen. Derweil zog sie das transparente Kleid völlig abgekämpft von der Schulter. Als Vladim jedoch zögerte, verollte sie ihre Augen.
"Jetzt schau' mich nicht so entgeistert an. Es ist nicht das erste Mal das du mich nackt siehst. Los, mach schon...", forderte die junge Frau streng mit einem genervten Stirnrunzeln.
Wortlos suchte er in ihrem Schrank nach passender Kleidung und entschied sich für einen grauen Jogginganzug. Sorgfältig legte er es auf das Bett und nahm das Kleid an sich, welches Julia zwischenzeitlich ausgezogen hatte.
"Willst du nicht erst einmal duschen gehen?", fragte Vladim. Schamhaft starrte er an die Wand als die Frau sich den Slip auszog.
"Nein...jetzt nicht..", murmelte Julia.
"Aber vielleicht geht es dir dann etwas besser?!"
"Nein!!", zischte sie gereizt zurück.
"Brauchst du eine neue Unterhose?"
"Nein. Ich trage heute keine. Das reicht mir. Ich gehe heute nicht mehr weg..."
Die schnippigen Antworten und das weniger damenhafte Aussehen, gewährte tiefen Eindruck wie schlecht Julia sich fühlen musste.
"Ich wasche mir jetzt die Haare..." knurrte die Sängerin als sie nur in der Jogginghose begleitet zum Badezimmer schlenderte.
Vladim nahm tief Luft, schluckte jedoch im gleichen Moment weitere Fragen hinunter um seine Exfreundin nicht völlig explodieren zu lassen. Auch wenn er den Sinn nicht verstand sich die Haare zu waschen und nicht gleich duschen zu gehen.
Mit Mühe wusch sich Julia ihre Haare am Waschbecken. Dabei kämpfte sie mit den unaufhaltsamen Kopfschmerzen. Während die Pflegespülung ihre Haare wieder geschmeidig machte, wusch die Sängerin ihr Gesicht und entfernte das restliche Make Up vom Vortag.
Das eigene Spiegelbild war für sie kaum ertragbar. Man konnte förmlich sehen das die letzte Nacht lang und aufregend war. Die Augenränder ließen sie altern. Die Tagescreme sollte ihre trockene Haut etwas beruhigen. Nachdem Ausspülen der Kur sah das lockige Haar ebenfalls fürchterlich aus. Sie wußte das nur mit viel Aufwand die unzähligen Locken gebändigt werden konnte. Aus diesem Grund entschied sie sich dafür das Haar mit dem Fön zu trocknen und am Ende mit dem Glätteisen zu glätten.
Kaum hatte sie die Küche betreten, wurde sie von den Neuigkeiten des Tages überrascht.
"Du hast ja gestern Abend mal wieder ordentlich für Schlagzeilen gesorgt", grinste Vladim und zeigte das Titelbild der russischen Tageszeitung, welcher er von Hause mitgebracht hatte.
Als hätte sie binnen Sekunden ihre verkaterte Stimmung vergessen, schreckte Julia entsetzt auf und riß Vladim die Zeitung aus der Hand um den Artikel selbst sehen zu können. Ein kurzer Blick auf das Foto, worauf sie mit Dima wild küssend zu sehen war, genügte um nachdem iPhone zu greifen und ihren Gesangspartner anzurufen.
"Die Zeitung ist von heute?", fragte Julia völlig kopflos.
Vladim runzelte die Stirn über diese Frage.
"Natürlich. Von gestern ist sie ja offensichtlich nicht. Bevor ich zu dir gekommen bin, habe ich mir die Zeitung beim Kiosk gekauft. Ursprünglich wollte ich sie ja im Park lesen, während sich die Kinder auf dem Spielplatz beschäftigen."
Sie legte die Zeitung zurück auf den Tisch und lief nervös auf und ab nachdem sie Dimas Nummer gewählt hatte. Die Mailbox ertönte und sie hinterließ Dima eine Nachricht, worauf sie um Rückruf oder eine Nachricht bat.
Vladim, der die Situation beobachtet hatte, war verwundert über die übereilte Reaktion und die anhaltende Verwirrtheit. Mit einem frustrierten Keuchen setzte sich Julia zurück an ihren Platz und trank den letzten Schluck des mittlerweile kalt gewordenen Tees. Ihre Befürchtungen hatte sich schneller und wesentlich schlimmer bestätigt als erwartet. Sie stütze ihren Kopf in die Hände und blickte immer wieder auf ihr iPhone. Auch Vladim der Grund für ihre Anspannung aufgrund des Zeitungsartikels interessierte, traute er sich zunächst nicht nachzufragen. Er blätterte desinteressiert durch die Tageszeitung. Unterdessen blickte er mehrfach zu seiner stummen Exfreundin.
Nachdem Vladim die letzte Seite der Zeitung überflogen hatte, nahm er tief Luft und schlug vor etwas eine Mahlzeit zu kochen.
"Ich habe keinen Hunger...", kam es trotzig von Julia. Dabei sah sie noch immer starr auf das iPhone.
"Du musst etwas Essen. Danach geht es dir auch besser. Außerdem solltest du dich danach schlafen legen", versuchte Vladim ihr beizupflichten.
"Ich kann nicht schlafen...", knurrte die Brünette eigensinnig weiter.
Vladim ignorierte die patzigen Antworten und began zu kochen. Derweil schnappte sich Julia das MacBook aus dem Schlafzimmer, setzte sich zurück in die Küche und durchstöberte bekannte russische Internetseiten. Zu ihrem Entsetzen musste die Sängerin feststellen, dass nicht nur über sie und Dima in der Tagezeitung die neusten Fotos veröffentlicht worde.
Je mehr Artikel sie finden konnte, umso größer wurde das schlechte Gewissen. Der sonst so in der Öffentlichkeit zurückhaltende Dima wurde sichtlich von ihr bloßgestellt.
Sie ignorierte seine Ängste, verletzte seine Gefühle und brach zu alle dem ein Versprechen. Es schien als ob der Alkohol dazu beigetragen hätte, all ihre inneren angestauten Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Die angetrunkene Hemmungslosigkeit wurde ihr nun zum Verhängnis. Es war verständlich das Dima nun Abstand gewinnen wollte und sich bisland nicht bei ihr gemeldet hatte. Bei der Vorstellung wie sauer er wohl sein könnte, stockte es Julia den Atem. Auch wenn sie schon eine Nachricht an ihrem Gesangspartner geschrieben hatte, nahm sie das iPhone und schickte ihm erneut eine Mitteilung.
"Dim, es tut mir unendlich leid was ich gestern Abend getan habe!! Mein Verhalten war absolut unpassend!! Bitte verzeihe mir!! Bitte!! Ich will mit dir darüber reden... ich fühle mich so schlecht!!! Melde dich bei mir!!.... "
Julia hoffte insgeheim das Dima sich sehr bald melden wird. Denn das ananhaltende Warten auf eine Nachricht war regelrecht eine Qual. Die Ungewissheit machte sie völlig nervös.
Vladim servierte die Pasta in einer duftenden Tomatensauce. Auch wenn Julia keinen Appetit hatte versuchte sie soviel wie nur möglich zu essen und die darauffolgende Müdigkeit zehrte an den letzten Kraftreserven. Vladim deckte den Tisch ab und schlug erneut vor das es besser wäre, wenn sie sich zurück ins Bett legt. Zum ersten Mal widersprach Julia nicht. Das Unwohlsein und die verkaterte Stimmung führten schließlich dazu, dass sie den Worten ihres Exfreundes folgte. Beim Austrinken des Wassers äußerte Vlad, dass er nun zurück nach Hause gehen wird. Julia stellte das Glas zurück auf den Tisch und griff eilig. nach seiner Hand.
"Vlad?"
Er sah in ihre hoffnungsvolle blaue Augen, antwortete nur mit einem neugierigen Blick. Die Brünette fragte inständig ob er bleiben könnte. Es war nahezu unmöglich ihrer flehenden Geste zu entweichen. Vladim wusste noch immer nicht, was genau auf der Kirkorovs Geburtstagfeier zwischen ihr und Dima geschehen ist. Doch er war sich bewußt das der Abend kein gutes Ende hatte. Mit seiner Exfreundin hingegen wieder ein Bett teilen, war selbst für den toleranten Mann ein Schritt zu viel. Nach kurzer Überlegung nickte er schließlich ein.
"Ich bleibe bei dir bis du eingeschlafen bist!", versprach Vladim.
Julia war erfreut über diesen Kompromis und bedankte mit erleichtender Stimme.
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